Forward Festival 2022, vom 06. – 07.10., Wien.

Was ist das Forward Festival?

Das Forward Festival bringt Top-Kreative, Designer und Künstler aus unterschiedlichen Branchen zusammen und bietet somit den wichtigsten Treffpunkt für die Kreativindustrie im DACH-Raum. “Connect, Create, Collaborate” – unter diesem Motto kamen dabei über 25 Sprecher in Wien zusammen.

Die Themenbereiche gingen von Grafikdesign, Typografie und Animation über Werbung, und Creative Entrepreneurship, bis hin zu Fotografie und Kunst. Moderiert wurde die Konferenz von Stefan Sagmeister, der als erfolgreiche Design-Ikone gilt und bereits zwei Grammys gewonnen hat. Zwischen den Vorträgen hat Stefan Sagmeister die Sprecher interviewt und konnte so den Designern noch mehr Details entlocken. Da es sehr vielseitige Themenbereiche gab und eine große Anzahl an Präsentationen gab, möchten wir euch hier eine Selektion der Vorträge und Eindrücke aus unserer Sicht zusammenstellen.

 

Anreise in Wien und erste Eindrücke

GAIN NEW INSIGHTS INTO CREATIVITY. GET INSPIRED BY MASTERS. LEARN FROM RENOWNED EXPERTS. BE PART OF AN AMAZING EXPERIENCE. Das ist der Slogan des diesjährigen Forward Festivals 2022 in Wien! Wir, das rankeffect Design Team (bestehend aus Nicola Podda, Creative Director und mir Alexandra Rogalli, Grafik- und Webdesignerin) waren dabei und berichten euch nun von unseren inspirierenden Eindrücken, die wir dort machen durften.

Von München ging es für uns erstmal mit dem Zug nach Wien. Dort angekommen entschieden wir uns dann dafür, zu Fuß zum Veranstaltungsort zu gehen. Ein Glück, wie sich herausstellte! Die barocken Fassaden und die Jugendstil-Architektur faszinierten uns bei unserem Sightseeing-Spaziergang. Noch obendrein schien uns die Sonne ins Gesicht und wir erreichten unser Ziel beschwingt und mit großer Neugierde.

Am Eingang des Forward Festivals befand sich bereits eine lange Schlange. Wir waren beeindruckt von den nostalgischen Räumlichkeiten. Das Foyer im Stil der 60er Jahre und der eindrucksvolle Saal, der 736 Sitzplätze umfasst, luden zum Austausch mit gleichgesinnten Kreativen ein!
 

rankeffect design team - Vor dem Eingang des Forward Festivals


 

Mat Budelman – Spotify Design

Auf diesen Talk hatte ich mich schon sehr gefreut, da ich ein großer Spotify Fan und Nutzer bin. Einmal dabei hinter die Kulissen zu sehen und zu erfahren, wie der Prozess von der Idee bis hin zum fertigen Produkt aussieht, hat mich sehr interessiert. Der Senior Product Designer bei Spotify, Mat Budelman, und sein Team wollen das Entdecken neuer Musik noch persönlicher und einfacher ge­stal­ten und das für über 365 Millionen Nutzer weltweit. Mittels Machine Learning und einem Team von Entwicklern und Designern haben sie mit dem Genre-Mix, dem Künstler-Mix und dem Jahrzehnte-Mix drei neue Ka­te­go­ri­en geschaffen. Am Ende des Vortrags konnten wir folgende Key Learnings mitnehmen:

  • Wichtig ist, dass die Teams unterschiedlicher Disziplinen gut zusammenarbeiten.
  • Die Funktionalität des Prototyps hat zunächst Vorrang vor dem Design und muss in Loops getestet werden, bis das Ziel erreicht ist.
  • Erst wenn der Prototyp erfolgreich getestet wurde, kann ein skalierbares Design System entworfen werden, in diesem Fall mit dem Künstler als Cover und unterschiedlichen Genre Farben.

 

Mat Budelman - Spotify Design

 

Jim the Illustrator – Keeping creativity alive

Was danach passiert ist, werden Nicola und ich so schnell nicht mehr vergessen. Der nächste Sprecher kam “Just in time” auf die Bühne, da er nicht einmal zwei Stunden vor seiner Rede erst in Wien gelandet war. Jim Stoten lebt und arbeitet zwischen Hastings im Vereinigten Königreich und Venedig und arbeitet unter anderem für The New Yorker, Lush Cosmetics und VanMoof Bicycles. Jim’s euphorisierte Ausstrahlung und sein britischer, trockener Humor machten ihn direkt zum Publikumsliebling. In alten Skizzenbucharbeiten versucht er etwas Neues zu finden und seinen kreativen Prozess immer wieder zu erneuern.

Seine Message war, als Kreativer nicht davor zurückzuschrecken, sich weiterzuentwickeln und Neues zu wagen, um auch andere Potentiale zu entdecken. Am Ende seines Vortrags staunten wir nicht schlecht, als er dazu überging, seinen selbst komponierten Song zu performen. Auch die Zuschauer wurden dabei mit einbezogen und klatschten und jubelten. Dieser Vortrag blieb uns besonders im Gedächtnis, da er gezeigt hat, wie wichtig es ist, seine Kreativität aufrechtzuerhalten und wie überraschende Showeinlagen zu einer unvergesslichen Präsentation führen können.
 

Jim Stoten - Illustration, UK

 

AWORK – The End of the Work-Life Balance

Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben waren noch nie so fließend wie heute. So ist der Begriff Work-Life-Balance allgegenwärtig. Aber ist eine klare Trennung zwischen Arbeit und Leben überhaupt noch erstrebenswert? Diese Fragen stellte sich der Mitbegründer und Geschäftsführer von Awork, Tobias Hagenau. Das Startup wurde 2019 gegründet, um Kreativteams zu helfen, zufriedener bei der Arbeit zu sein.

Interessant fanden wir eine Umfrage zur Zufriedenheit der Arbeitnehmer, die Hagenau dabei zeigte. Unterschieden wurden drei Arbeitsmodelle: Fully remote, Hybrid und Office. Es kam heraus, dass die “Hybrids” am zufriedensten sind, da sie die Freiheit haben, zu entscheiden, wann sie ins Büro kommen wollen und wann sie lieber remote arbeiten wollen. Dieser Aspekt trägt maßgeblich zur Zufriedenheit bei.

Weitere Erkenntnisse waren:

  • Wesentliche Bestandteile von Zufriedenheit am Arbeitsplatz sind: Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Attraktives Gehalt, Gute Beziehungen bei der Arbeit und Vertrauen
  • Leistungsstarke Teams schaffen psychologische Sicherheit: Die Teammitglieder gehen Risiken ein, weil sie untereinander auch bereit sind Fehler zu riskieren.
  • Nur wenn das Arbeitsumfeld stimmt, kann das Team wachsen und Dinge schaffen, auf die sie stolz sind.

 

Tobias Hagnau - Awork

 

Kelly Anna – Never stop expanding your practice

Kraftvolle, scherenschnittartige Figuren und sehr viel Dynamik– dafür ist die Designerin Kelly Anna bekannt. Kelly ist mit viel Sport, Gymnastik und Tanz aufgewachsen und so zeigte sie bei ihrem Vortrag einige Arbeiten großer Sportmarken wie zum Beispiel Nike. Für Nike gestaltete sie die Nike A.I.R. Schuh Kollektion. Neben ihrem kreativen Portfolio waren es aber vor allem die Insights, die sie uns mitgab. “Never stop expanding your practice even if it’s not what you do”. Damit wollte sie zum Ausdruck bringen, dass man sich auch mal aus seiner Komfortzone begeben sollte, um als Kreativer zu wachsen. Aufträge, die sie zunächst ablehnen wollte, setzte sie am Ende doch um und stieß damit auf großen Erfolg.
 

Kelly Anna - Design, UK

 

Eike König – Rules for designers

Eike König war der letzte Sprecher des Forward Festivals. Er begeisterte uns mit seiner sehr eigenen visuellen Sprache und seiner ehrlichen Art. Am Ende gab uns der bekannte Designer Eike König noch einige Regeln mit auf dem Weg, wie man aus seiner Sicht als Designer überlebt.

Laut ihm ist die Devise:

  • have fun
  • get paid
  • don’t work with assholes
  • only accept work that challenges you and you can build up a relation to
  • don’t work ‘for’ people but ‘with’ them
  • keep on searching and exploring
  • quit when you don’t have fun

 

Eike König - Graphic Design / GER

 

After Party und Fazit

Das Forward Festival hat uns nicht nur als Kreative beeindruckt, sondern auch, weil man sich dort mit interessanten Leuten aus unterschiedlichen Branchen und Kulturen vernetzen konnte. Nach der Veranstaltung startete die After Party. So lernten wir den Iren Michael Weir kennen. Er kam auch als Besucher auf das Forward Festival, da er ein ähnliches Festival in Galway organisiert. Dort wollte er sich von der Veranstaltung inspirieren lassen. Mit ihm gingen wir kurzerhand in ein Restaurant und bestellten uns, ganz typisch, ein Wiener Schnitzel. Aus dem Bereich Film lernten wir den Inhaber der Wiener Film Agentur “Wildshot” kennen, der uns von spannenden Projekten und auch schwierigen Kunden erzählte.

Diese Schwierigkeiten beim Kreativprozess oder auch zwischen Designer und Kunden wurden von den Vortragenden auf dem Forward Festival allerdings weniger thematisiert. Gezeigt wurden die Ergebnisse und Erfolge des kreativen Schaffens. So hätten wir uns an der ein oder anderen Stelle gewünscht, mehr Hintergrundinformationen darüber zu erfahren, wie man eigentlich zu dem Endziel gekommen ist und welche Herausforderungen es dabei gegeben hat. Alles in allem waren es aber sehr inspirierende Vorträge und Nicola und ich konnten viele neue und spannende Ideen für uns mitnehmen.